Montag, 11. Juni 2012

Roter Diktator oder "Rettungs-Anker"?

 Willy-Anker-Biografie - Lesung zum Literaturfest

von Reinhard Heinrich
(Text & Fotos)
 v.l.n.r.: Dr. Monika Rösler, Gerhard Steinecke,
Dr. Walter Rösler (halb verdeckt)
Wer zum diesjährigen Literaturfest Meissen die Lesung aus Willy Ankers Biografie hören wollte, musste sich gemäss Programm erst einmal gegen 21 andere gleichzeitig stattfindende - spannende oder anrührende - Veranstaltungen teils recht prominenter Vorleser entscheiden. 
Am frühen Sonntagnachmittag lasen andernorts in Meissen Geert MackenrothHeinz Eggert und Thomas Bärsch  - um nur drei der Bekannteren zu nennen. Gleich 2 sächsische Staatsminister a.D. - hätte man hören können. Egal, der Ruf in das kleine Haus mit dem weinbelaubten Giebel war stärker - zumindest für rund 30 Teilnehmer, darunter Stadträte und Vertreter von SPD und LINKE.
Eingeleitet von persönlichen Erinnerungen der Enkelin Willy Ankers, Frau Dr. Monika Rösler, stellte Stadtchronist Gerhard Steinecke einen Ausschnitt aus seiner Willy-Anker-Biografie „Links geradeaus auf verwundenen Wegen“ vor. Bei seinen Forschungen stiess er auch auf eine erschreckende Gleichgültigkeit der DDR-Staatsmacht und ihrer führenden Partei gegenüber ihren eigenen Antifaschisten und Aktivisten der ersten Stunde. Damals noch lebende Zeitzeugen wurden behandelt, als würden sie ewig leben und der Umgang mit Sachzeugen war kaum besser. Präzise Geschichtsschreibung trat oft hinter ihre jeweils "gemäss Beschlüssen aktuelle" Interpretation zurück - oder wurde zurückgetreten?